Treiber für die Anschlussanfragen und deren markanter Anstieg zwischen 2015 und 2020 war großteils der Bauboom, seit 2021 ist dies hauptsächlich das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG 2020) und die Möglichkeit für unsere Kunden aktiv am Energiemarkt teilzunehmen. Die Forcierung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen (Wasser, Sonne, Wind, etc.) sowie die Dekarbonisierung des Wärme- und Verkehrssektors erfordern dabei einen zielgerichteten Ausbau des Verteilernetzes und die netztechnisch sichere Integration dieser dezentralen Stromeinspeisung sowie Heiz- und Ladesysteme in die Energieverteilung. Eine große Herausforderung für Netzbetreiber stellt in der Umsetzung die bislang beispiellose, rasante und flächendeckend zeitgleiche Ausbauanforderung dar.
Die Bereitschaft und Erwartungshaltung der Kunden zur Errichtung privater PV-Anlagen ist durch massive Fördermechanismen von Bund und Land groß. Die Dynamik wird durch Krisen (Pandemie, Ukraine-Krieg, Klimaerwärmung) weiter zunehmend verschärft. In Folge können neben den Marktteilnehmern im Energiesystem auch die Produzenten, Lieferanten und Monteure der Anlagen (dezentrale Erzeugungsanlagen, E-Ladesäulen, Heizsysteme) sowie die administrativen Abwicklungsstellen (Förderstellen, Behördenverfahren für Anlagengenehmigungen) mit dem Kundenbedarf und den Marktentwicklungen nicht schritthalten.
TINETZ hatte in der Vergangenheit jährlich etwa 5.000 bis 6.000 Anschlussanfragen zu bearbeiten, davon rund 700 bis 1.000 betreffend Einspeiser (vorwiegend Photovoltaik). Im Jahr 2021 mit dem Beschluss der EAG 2020 durch die Bundesregierung war ein Anstieg der Anfragen (gesamt) auf 8.700 Anschlussanfragen zu verzeichnen, davon 2.000 Einspeiser.
TINETZ hat im Jahr 2022 16.454 Anschlussanfragen erhalten und dazu 12.000 Angebote erstellt - fast 8.000 davon für den Anschluss neuer PV-Anlagen. Das sind zweieinhalbmal so viele Anschlussanfragen gesamt wie im Jahr 2020. Wir haben im vergangenen Jahr ein Vielfaches des Anfragevolumens der Vorjahre bewältigen können! Durch die extrem hohe Anzahl an Anfragen und die Dynamik - in Folge der neuen Fördermöglichkeiten, der Ukrainekrise sowie der Strompreisentwicklung auf den Energiemärkten - schaffen wir aktuell die kurze Bearbeitungszeit aus den Vorjahren nicht mehr.
Im Jahr 2023 waren 16.374 Anfragen zu verzeichnen – ähnlich viele wie im Jahr davor:
Der Ansturm bei den Anschlussanfragen betreffen:
und ist weiterhin in erster Linie durch Anfragen zum Netzzugang für PV-Anlagen bedingt.
Die merkliche Reduktion der Anfragen ab etwa Oktober kann (bzw. wird vermutlich wesentlich) mit der Ankündigung der Bundesregierung zur Umstellung des PV-Fördersystems zusammenhängen, wonach 2024 für die Errichtung von PV-Anlagen mit einer Spitzenleistung bis 35 kWp keine Förderanträge mehr zu stellen und diese im Gegenzug von der Umsatzsteuer befreit sind.
TINETZ begrüßt und unterstützt die gesetzten Maßnahmen durch Bund und Land zur Förderung der Erneuerbaren Energien. Je mehr dezentrale Erzeugungsanlagen von Privatpersonen und Firmen ins Netz einspeisen, desto besser werden die Klima- und Energieziele von Bund und Land Tirol unterstützt. Der überwiegende Anteil der PV-Anlagen wird aktuell auch von Privaten und Firmen errichtet – somit greifen die aktuellen Fördermaßnahmen und unterstützen die gesteckten energiepolitischen Ziele. Darüberhinaus erfordern zukünftig viele Anwendungen zur Deckung des Wärme- und Warmwasserbedarfs oder für den Verkehr (z.B. Wärmepumpen, E-Mobilität) zusätzlichen Strom aus Erneuerbaren Energien, um für den Klimaschutz die erforderliche Dekarbonisierung des Energiesystems voran zu treiben.
Derzeit sind Netzzugangs-Anfragen für private E-Ladestationen im Home-Bereich oder für den Anschluss von Wärmepumpen eher noch untergeordnet. Bei anderen Verteilernetzbetreibern sind diese bereits ein ähnlich starker Treiber für einen notwendigen Netzausbau wie bei PV-Anschlüssen. Weitere Infos zu den technischen und organisatorischen Anforderungen für die Errichtung und den Betrieb von Erzeugungsanlagen im Niederspannungsnetz der TINETZ-Tiroler Netze GmbH finden Sie hier.